Um 6 Uhr 15 samstagmorgens startete rund ein Drittel der diesjährigen Turnfahrtteilnehmer ihre Reise im Cherne. In Zürich war die Gruppe schliesslich komplett und mit Gansingen war auch noch eine andere Turnfahrtgruppe mit dabei im Zug. Von Zürich ging es weiter nach Bad Ragaz und von dort aus mit dem Postauto bis nach Gigerwald Staudamm. An dieser kargen Haltestelle (viel mehr als einen Wegweiser und einen Staudamm hat es nicht) ging die Reise ein wenig beschissen los (im wahrsten Sinne des Wortes, es musste gerade Alpabzug gewesen sein). Nach einem kurzen Stopp in der nächstgelegenen Walsersiedlung ging es weiter Richtung Tal-Ende. Bis jetzt hatte sich das Wetter noch gut gehalten, doch je höher wir kamen, desto feuchter wurde es, bis es schliesslich ab der Sardona Alp anfing zu regnen. Natürlich mussten wir uns zu einem guten Kaffee Lutz ins Innere retten, was dem Regen aber leider keinen Abbruch tat. Also ging es weiter durch den Regen zur nun sichtbaren Sardona-Hütte. Wie immer bei SAC-Hütten folgte das steilste Stück auf den letzten Kilometern vor der Hütte, bei gutem Wetter wäre die Aussicht von hier wohl phänomenal gewesen.

Weil die Route infolge schlechten Wetters aufs Minimum gekürzt wurde (3h 41min laut unseren GPS Uhr-Trägern) erreichten wir schon um halb vier die Hütte. Zwei Jass später war es halb 7 und das Abendessen wurde serviert. Es gab Gschwellti und alphüttentypisch noch eine Fleischplatte dazu (für einige schon die zweite aufgrund der Walsersiedlung). Im Anschluss fanden wir uns im Plenum beim Spiel „Hose Abe“ ein, die gewisse Personen durch taktisch geschicktes WC-Aufsuchen gewinnen konnten. Anschliessend offerierte uns der zuvorkommende Hüttenwart noch selbstgebrauten Kräuterschnaps als Bettmümpfeli. Von den 50 angemeldeten Personen zur Hütte waren lediglich 9 (ratet mal wer) nicht durch das Wetter abgeschreckt worden. Mit diesem komfortablen Platz im Massenschlag wussten wir natürlich umzugehen.

Sonntagmorgens war das Wetter klarer und der Morgen nicht ganz so früh, wenn auch kälter. Aufgrund 20 cm Tiefschnees gelangten nicht alle mit trockenen Schuhen bis zum Heidelpass, dem höchsten Punkt der Wanderung. So lange wie die 100 Gemsen und Steinböcke hielten wir es auf dem Pass, der wohl auch der kälteste Punkt der Wanderung war, nicht aus.

Nun folgte, vor allem für die älteren unter uns, der Lieblingsteil (Achtung Sarkasmus): der Abstieg. 1900 zuvor erklommene Meter mussten nun wieder abgebaut werden. Schon nach ein paar hundert Meter liessen wir den Schnee hinter uns und trafen tatsächlich noch andere Wanderer an, die nun ihrerseits zur Sardona-Hütte wollten (die letzten nicht-Gemsen hatten wir nahe der schon zuvor erwähnten Walsersiedlung bei einem Junggesellenabschied überholt). Als dann der Nebel kurz davonzog gelangen uns noch spektakuläre Bilder der Landschaft, welche ebenfalls als Kulisse für Herr der Ringe Filme hätten dienen können.

Den Bus in Weisstannen verpassten wir leider um 10 Minuten. Um die Wartezeit auf den nächsten zu überbrücken folgte deshalb in der in einem Museum versteckten Dorfbeiz eine weitere Runde „Hose abe“. Im Zug in Zürich trafen wir dann wieder auf unsere Kollegen aus Gansingen, welche scheinbar eine anstrengendere Reise hinter sich hatten, da sie Sonnenbrillen trugen und sich nicht mehr allzu gross zu bewegen schienen. Ausser einem originalen Calanda-Wolf nahmen wir von diesem Wochenende viele tolle Erinnerungen an diese schöne Gegend mit, auch wenn wir nicht immer ganz alles gesehen haben.