Erstmals ging die Männerriege Gebenstorf (MRG) Freitag/Samstag auf eine
Turnfahrt. Diesmal war eine sogenannte „Handtäschlireise“ angesagt. Abwechselnd
macht die MRG eine Wanderung mit Rucksack oder eine Reise mit Bus und/oder
Bahn. Dies damit die etwas weniger guten Wanderer auch die Möglichkeit haben
eine Turnfahrt mit zu machen.

Dieses Jahr also eine „Handtäschlireise“ ins wunderschöne Waadtland, organisiert
von Clemens Frei mit vielen Ueberraschungen. Beginnen wir der Reihe nach:

Auf dem Kirchplatz staunten wir ob dem „grünen Partybus“ mit grossem Heineken
Logo. Dieser Bus ist sicherlich nicht für uns, dachten wir, und doch es war unser Bus.
Wahrscheinlich werden wir jetzt dann an den jeweiligen Anfahrtsorten komisch
begutachtet als Bier saufende Männergesellschaft mit Bierbauch und nichts im Hirn
als Bier. Nachdem dann die ersten komischen Gedanken etwas verraucht waren,
fuhren wir los Richtung Genfersee. Via „La Gruyere“ erreichten wir einen Rastplatz
oberhalb Montreux mit wunderbarem Ausblick über den Genfersee. Da wurde vom
Organisator ein Apéro offeriert und die Aussicht genossen. Wenn da bloss nicht die
lästigen Wespen gewesen wären!

Weiter gings mit dem „grünen Partybus“ Richtung Wallis bis nach Martigny und
dann, oh weh, über den Col de la Forclaz an die französische Grenze nach Le
Chatelard.
Der Aufstieg bis zur Passhöhe war sehr mühsam für den „grünen Partybus“. Der
war sich solche Steigungen sicher nicht gewöhnt da er ja sonst nur für Polterabende
und sonstige Trinkgelage in der Region zum Zuge kommt. Mit ca. 25 Std/km
schnaufte er den Pass hoch mit einer riesigen Autokolonne im Schlepptau. Dafür
entschädigte uns die gemütliche Passfahrt mit einem wunderbaren Blick über die
Rebberge ins Rhonetal.
In Le Chatelard haben wir dann unser erstes Tagesziel erreicht – die steilste
Standseilbahn der Welt mit 2-Kabinenbetrieb. D.h. die Kabine von oben zieht die von
unten hoch. Bis zu 87% Steigung/Gefälle überwindet diese speziell konstruierte
Bahn. Ein wahres Wunder der Technik mit der speziellen Seilführung. Nachdem
diese Steigungen überwunden waren, bestiegen wir an einem Miniaturbahnhof den
Schmalspur-Panoramazug. Dieser führte uns entlang der Bergflanke durch Wälder
und Tunnels, immer nahe am Abgrund und mit einem fantastischen Blick auf das
Mont Blanc Massiv, bis zur Kabinenbahn Mini-Funic. Nochmals 140 Höhenmeter
überwinden und dann waren wir endlich oben am Lac d’Emosson auf rund 2000
m.ü.M.
Bei herrlich kühlem Wetter genossen die einen eine Wanderung über die Staumauer
und die anderen ein kühles Bier auf der Terrasse des angrenzenden Restaurants.
Das Mittagessen konnte auch noch auf der Terrasse eingenommen werden aber der
Dessert musste ins Restaurant verlegt werden, da der Wind immer je länger umso
heftiger blies. Natürlich wurde unter den vielen Kraftwerk- und Stromspezialisten der
MRG so richtig gefachsimpelt und die Nichtspezialisten rätselten über die
Kilowattstunden die der Stausee produziert oder über was den die Spezialisten so
simpelten.
So verflog die Zeit im Eiltempo und zurück gings mit den gleichen Bahnen einfach in
umgekehrter Reihenfolge und statt Steigung hatten wir eine Gefälle von 87% zu
überwinden. Unten angekommen ging es wieder über den Col de la Forclaz nach
Martigny ins Hotel „Alpes et Rhone“. Ein Föhnsturm zog durchs Rhonetal der uns fast
den Atem nahm und in den Zimmern pfiff es durch alle Ritzen. Die Blätter und der
Strassenstaub wirbelten durch die Luft und ein öffnen der Fenster war schier
unmöglich. Nach kurzer Ruhepause und einer warmen Dusche gings auch schon ans
Nachtessen das sehr gut war aber etwas bleich. (Kartoffelstock, Schweinsbraten an
einer weissen Sauce und Blumenkohl mit Bechamelsauce). Nach dem Dessert war
noch ein Spaziergang durch die Stadt das beste Mittel um zu verdauen. In
verschiedenen kleinen Gruppen wurden die diversen Lokalitäten angesteuert und
immer wieder traf man auf einige andere Männerriegler. Für ein paar war die Nacht
sehr lang und die Gesangsorgane wurden arg strapaziert. Mit einer paar
Einheimischer wurde gesungen bis in die frühen Morgenstunden und die Stimme
immer wieder mit einem Glas Williamine aus dem Hause Morand geölt.

Am Samstag, nach dem ausgezeichneten Frühstück und viel Kaffee, zumindest für
die Sänger, fuhren wir mit unserem „grünen Partybus“ Richtung Genfersee. Auf
dem Weg dorthin gab es aber noch einen Abstecher zu den Salzsalinen in Bex. Dort
wurden wir bereits erwartet von einem Deutschweizer Bergfachmann, notabene ein
Aargauer der aber keine Ahnung hatte wo Gebenstorf liegt. Mit seinem gut
geschliffenen Mundwerk aber auch sehr guten Fachkenntnissen führte er uns
während rund 2 Stunden durch einen „kleinen“ Teil des gesamtem Höhlensystems.
Dabei erfuhren wir sehr viel über den Salzabbau von früher bis heute, sahen die
unterschiedlichen Werkzeuge von damals und heute und erfuhren viel über die
Bergwerksleute und deren Leben unter Tage. So erfuhren wir, dass der Sauerstoff
von aussen mittels eines von Hand betätigten Blasbalgs durch kleine von Hand
gefertigter Holzröhrensysteme zu den Arbeitern gepumpt wurde. Oder dass die Luft
mittels Vögeln in Käfigen gemessen wurde. Vielen die Vögel von der Stange, so war
die Sauerstoffsättigung zu gering und die Leute mussten sofort raus.
Auch über die Entstehung des Salzes und über das mühsame ausschwemmen des
Salzes wurden wir in gekonnter und anektotenreichen Form informeirt. Ein Erlebnis
ist auch die Bahnfahrt mit dem Bergwerkszug der die Besucher bis 5km in den Berg
hineinführt – Platzangst darf man keine haben.
Insgesamt ein Besuch der sich allemal lohnt und sehr interressant und spannend
war.
Nach der Besichtigung führte die Route weiter an den Genfersee nach Villeneuve
zum Mittagessen. Dieses dauerte etwas länger als vorgesehen, so dass die geplante
Schiffsfahrt auf dem Genfersee nicht mehr durchgeführt werden konnte. Unser
Reiseleiter Clemens Frei musste kurzfristig umdisponieren. In Anbetracht des starken
Windes und des starken Seegangs und der kommenden Ereignisse war es gar nicht
so schlimm. Denn als wir zu unserem „grünen Partybus“ kamen, war dieser so
ziemlich eingeklemmt zwischen zwei Personenwagen. Das hiess unser Chauffeur
musste ziemlich hart am Steuerrad drehen um aus der Parklücke zu kommen.
Dieser, unser Chauffeur, kam dann auch gehörig ins schwitzen, da der „grüne
Partybus“ sich kaum seitlich bewegte. Auch nach mehrmaligem Vor- und
Rückwärts bewegen des „grünen Partybus“ war noch kein rauskommen in Sicht.
Irgendwann dann konnte mit millimeterabstand doch noch auf die Strasse gefahren
werden, jedoch nur für ein paar Meter und unser „grünen Partybus“ musste wieder
parkiert werden. Was war geschehen; beim „grünen Partybus“ ging die
Servolenkung kaputt und ein steuern ohne Servohilfe bis nach Gebenstorf war
schlicht unmöglich (Auch ein Arnold Schwarzenegger hätte das nicht geschafft). Was
nun? Das hiess alles aussteigen und für den Chauffeur und Clemi ging die Arbeit
jetzt erst richtig los. Die Abklärungen liefen auf Hochtouren und die Telefone wurden
heiss. Die Männer nahmens mit Humor, eine Gruppe verkroch sich mit Jasskarten in
den „grünen Partybus“ (dafür war er noch zu gebrauchen); andere erkundeten
das Dorf Villeneuve und den Hafen und wieder andere liefen bis zum Schloss
Chillon. Anfangs spärlich aber immer besser flossen die Informationen und so hiess
es dass ein Ersatzbus erst gegen 16.30 kommen kann. Dank diversen Telefonaten
von Clemi und unserem Uebersetzer Jean Badoux erreichte uns dann die erfreuliche
Nachricht, dass der Ersatzbus bereits um 15.30 Uhr hier sein soll. Und tatsächlich ein
fast neuer und weisser Bus fuhr vor, so dass wir unsere Reise doch noch wie
geplant fortsetzen konnten; nämlich durchs wunderschöne Emmental.
Bei einem währschaften Emmentaler Z’Vieri: Chuchigröichts - Hamme, Wurscht u
Rohässspäck, schön garniert, derzue Härdöpfeli u Ankezüpfe (Bei uns wäre es ein
Nachtessen) im geschichtsträchtigen Landgasthof „Ochsen“ zu Sumiswald wurde
natürlich noch viel diskutiert über die Ereignisse der letzten Stunden. In diesem
Hause wurden auch viele Gotthelf Filme gedreht u.a. Ueli der Knecht.
Das Reiseunternehmen zahlte noch den Kaffee „Avec“ und weiter gings nach Hause
Richtung Gebenstorf.
Müde aber mit viel Gesprächsstoff im Rucksack erreichten wir Gebenstorf. Es war
eine tolle und ereignisreiche Reise mit vielen sehenswerten Orten und Anlagen. Das
Wetter war bis auf den Wind sehr gut und der Stimmung taten die Ereignisse mit dem
„grünen Partybus“ keinen Abbruch. Es war eine Reise über die noch viele Jahre
diskutiert und gelacht werden wird - unvergesslich eben.
Vielen Dank Clemens, du hast uns wiederum eine Ecke der Schweiz näher gebracht
die für viele von uns unbekannt war. Besten Dank.

Peter Kilchenmann